
Update 2 von Marvin
- Therapie, Mut und Spaghetti - Marvins bewegende Essreise
Liebe Leserinnen und Leser!
Liebe Leserinnen und Leser!
Heute möchte ich euch erzählen, wie es Marvin und uns in den letzten Monaten ergangen ist.
Marvin ist offener und neugieriger geworden. Er traut sich mittlerweile, viele Lebensmittel zumindest zu berühren – was früher undenkbar war. Zum Beispiel Gurken, Paprika oder Weintrauben – die er inzwischen sogar selbst schneidet. Daraus basteln wir gemeinsam kreative Dinge wie Flugzeuge oder Autos.
Erst letzte Woche hat sich Marvin für unsere Therapieeinheit eine Wassermelone ausgesucht, um daraus etwas zu bauen. Ein großer Schritt!
Auch beim Essen hat sich viel verändert: Marvin liebt mittlerweile Reisfleisch und natürlich nach wie vor seine geliebten „Nudeln mit Fleisch“ (wie er Spaghetti Bolognese nennt). Neuerdings isst er sogar Hühnerschnitzel mit Panade – vorher ging das nur ohne. Auch Pommes stehen jetzt regelmäßig am Speiseplan – solange sie schön knusprig sind.
Weitere Neuzugänge auf seiner Liste sind Schokokuchen (Brownies), Vollkornbutterkekse und Vanillekipferl – die gehören inzwischen fix zu seinem Frühstück. Nutella liebt er am liebsten pur, und Instant Asia Nudeln nennt er stolz „Nudelsuppe“.
In der wöchentlichen Therapiesitzung mit unserer auf ARFID spezialisierten Logopädin haben wir tolle Fortschritte gemacht: Marvin schleckt nun an Gurken oder hinterlässt Bissspuren in Obst und Gemüse – wie seine geliebten Dinos. Ein echtes Highlight: Wir haben uns sogar mit Schlagobers eingesprüht und eingeschmiert – das hätte früher nie funktioniert!
Leider musste unsere Logopädin ihre Praxis in Wien schließen. Seitdem machen wir die Therapie online – was erstaunlich gut funktioniert. Marvin liebt es, mit seinem Papa Quatsch zu machen und beim Experimentieren mit Lebensmitteln Spaß zu haben. Das hilft ihm, seinen Ekel schrittweise zu überwinden.
Wir haben gelernt, dass es Marvin neugierig macht, wenn wir Eltern einfach selbst am Tisch essen. Besonders bei Lebensmitteln in der Farbe Rot ist er eher bereit, sie zu probieren. Deshalb koche ich wöchentlich seine Lieblingsgerichte vor und friere sie ein – damit wir immer „safe Food“ zur Hand haben.
Seine heißgeliebten Chicken Popcorn sind leider oft ausverkauft, deshalb sind wir umso erleichterter, wenigstens das Reisfleisch und die Spaghetti regelmäßig anbieten zu können.
Im Kindergarten bekommt Marvin seine Jausenbox mit – gefüllt mit Schokokuchen und Vanillekipferl. Er isst sie dort gemeinsam mit den anderen Kindern am Tisch. Manchmal zeigt er Interesse am Kindergartenessen – neulich hat er sogar ein bisschen Lasagne probiert!
Wir sind sehr froh, dass Marvin inzwischen im Kindergarten essen kann. Es hat eine Weile gedauert, bis verstanden wurde, dass es sich bei Marvin um eine ernstzunehmende Essstörung handelt. Leider wissen selbst viele Ärzte und Therapeut*innen zu wenig über ARFID – und können ungewollt mehr schaden als helfen, wenn Eltern sich nicht intensiv mit dem Thema auseinandergesetzt haben.
Marvin leidet durch sein selektives Essverhalten häufig unter Verstopfung, was für ihn sehr belastend ist. Zum Glück konnten wir das mittlerweile mit Medikamenten gut lindern.
Zusätzlich zur wöchentlichen Therapie kochen wir gemeinsam mit Marvin. Er darf viel schneiden und vorbereiten, um sich an Konsistenz und Geruch der Lebensmittel zu gewöhnen. Das macht ihm großen Spaß. Auch in seiner Spielküche ist er gerne aktiv und „bewirtet“ uns dort mit viel Freude.
Beim Einkaufen darf er selbst Lebensmittel aussuchen – oft zum Basteln, aber hin und wieder probiert er sie auch.
Wir hoffen sehr, dass wir im Herbst wieder am „Train to Eat“-Programm teilnehmen können. Es hat Marvin unglaublich geholfen – und uns ebenso. Dort haben wir gelernt, dass wir nicht allein sind, und wichtige Unterstützung erhalten. Deshalb hoffen wir auf weitere Hilfe, um wieder mitmachen zu können.
Außerdem wünschen wir uns, einmal im Monat zur persönlichen Therapiesitzung zu unserer Logopädin ins Burgenland fahren zu können.
Wir sind dankbar, dass es derzeit so gut vorangeht – und hoffen sehr, dass Marvin noch mutiger wird und sich noch mehr traut, Obst und Gemüse zu probieren.
Von ganzem Herzen bedanken wir uns für die großartige Unterstützung durch Spenden. Ohne diese Hilfe wären wir nicht da, wo wir heute sind.
Unser Dank gilt auch dem Team vom Verein Seite an Seite, durch dessen Engagement wir überhaupt an „Train to Eat“ teilnehmen konnten.
Vielen, vielen Dank an euch alle!
Euer Marvin und seine Familie






