- Update von Leonie und Magic -
Wie Magic mein Leben verändert hat
Zwei Jahre sind es schon…
Wahnsinn, wie schnell die Zeit vergeht! Es ist nun über zwei Jahre her, dass Magic bei mir eingezogen ist. In der Ausgabe 1/2023 habt ihr bereits einen Einblick in unsere gemeinsame Geschichte bekommen. Ich bin Leonie, mittlerweile 23 Jahre alt, und mein Assistenzhund Magic, mittlerweile vier Jahre alt, wurde durch die großartige Unterstützung von Verein „Seite an Seite“ finanziert.
In der Zwischenzeit hat sich bei uns viel getan – sowohl im Alltag als auch in unserem Zusammenleben. Ich habe mein Studium erfolgreich abgeschlossen und arbeite jetzt als Lichttechnikerin in einem Theater in Wien. Ein Umzug innerhalb der Stadt stand ebenfalls an – natürlich war Magic immer an meiner Seite. Alle im Theater lieben ihn, und er begleitet mich jeden Tag. Wir sind zu einem unschlagbaren Team geworden und komplett zusammengewachsen.
Wir unternehmen vieles miteinander. Seien es Ausflüge in die Berge im Sommer, Veranstaltungen oder natürlich einfach unseren Alltag.
Dank Magic habe ich in den letzten Jahren wirklich eine extreme Entwicklung durchgemacht. Ich schaffe es mittlerweile, ein nahezu völlig selbstbestimmtes Leben zu leben, in dem ich fast alles machen kann, wonach mir steht der Sinn. Vor zwei Jahren fast noch undenkbar.
Und daran hat Magic einen riesengroßen Anteil. Ich bin Autistin, was bedeutet, dass ich schon immer sehr empfindlich auf Reize reagiert habe und mit Stress nur schwer umgehen kann. Dazu kamen zum Teil extreme Probleme im sozialen Miteinander, was mir den Alltag noch mehr erschwert hat. Allein einen Wocheneinkauf machen, eine Strecke mit Öffis fahren, die ich nicht extrem gut kannte, in Menschenmengen oder zu Veranstaltungen gehen – alles für mich unmöglich oder nur mit extremen Symptomen (Panik, Shutdown, Meltdown) verknüpft.
Wie konnte mir Magic nun dabei helfen? Er wurde ja darauf trainiert, eben genau diesen Stress zu riechen bzw. erschnüffeln und mich durch ein Anzeigeverhalten darauf aufmerksam machen, bevor ich etwas merke. So konnte ich präventiv Maßnahmen ergreifen (zurückziehen, aus der Menschenmenge raus, Medikamente …), bevor es zu spät ist und ich dann wirklich in eine Ausnahmesituation gerate. Dadurch habe ich langsam gelernt und verstanden, wo meine Grenzen sind, und kann mich langsam auch etwas besser einschätzen. Dazu benötige ich immer sehr starke Routine und einen möglichst genauen Plan, und auch das hat Magic in mein Leben gebracht. Eine tägliche Grundroutine aus Gassigehen, Pflege, Zeit zu zweit, Füttern … und diese MUSS es jeden Tag geben, egal was ist, und das gibt mir Sicherheit.
Außerdem hatte ich schwere Krampfanfälle, welche aber dank Medikamente mittlerweile komplett unter Kontrolle sind. Die Kombination aus beidem mit Magic ermöglicht es mir mittlerweile auch mal, mittelgroße Einkäufe komplett allein zu machen. Ich bin in der Stadt mobiler und unabhängiger. Immer wieder brauche ich natürlich trotzdem noch Magics Unterstützung, weil ein Assistenzhund nicht heilen kann, aber es ist wesentlich seltener, und wir sind mittlerweile so ein gutes Team, dass Magic noch früher und sicherer angezeigt wird und ich aber auch schneller aus den Situationen wieder herauskomme, weil wir beide genau wissen, was wir tun müssen.
Ein sehr großes Highlight für mich ist es zudem, dass ich es auch immer wieder schaffe, z. B. Veranstaltungen OHNE Magic zu besuchen. Denn Konzerte oder manche Feste sind auch für Assistenzhunde keine geeignete Umgebung. Und dank der Entwicklung meinerseits in den letzten Jahren habe ich mittlerweile einen das Selbstvertrauen, solche Ausflüge zu wagen, kann mich aber und meinen Körper mittlerweile auch wesentlich besser einschätzen. Natürlich ist dabei eine Voraussetzung, dass ich mit Leuten bzw. Freunde unterwegs bin, die mich sehr gut kennen, die auch sehr gut wissen, was zu tun ist, und die ich zu 100 % vertraue. Aber ich habe das Glück, solche Menschen in meinem Umfeld zu haben, und so stehen immer wieder auch Konzerte, Fußballspiele oder kleine Partys auf dem Plan.
Anstrengend und von allem in Bezug auf die Reize überfordernd sind solche Events natürlich trotzdem und werden sie auch für mein restliches Leben bleiben. Denn ich habe zwar dank Therapien und Magic gelernt, mit meinem Autismus besser zu leben und damit umzugehen, aber wie auch schon gesagt, geheilt bin ich nicht, und Autismus ist auch nicht heilbar.
Leider gab es aber auch ein sehr großes bergab in den letzten Jahren. Aufgrund einer Schädigung am Rückenmark auf der Höhe vom 12. Brustwirbel (Th12) sitze ich mittlerweile zu 100 % im Rollstuhl und bin daher querschnittsgelähmt. Das war offensichtlich ein riesiger Dämpfer und Schock und zieht mich immer wieder sehr runter.
Aber auch hier ist Magic immer zur Stelle. Er kuschelt mit mir, wenn es mir schlecht geht (aber natürlich auch, wenn es mir sehr gut geht, weil Magic immer kuscheln wird 😉 und ich kann ihm alles erzählen, wenn ich mal keine komischen Ratschläge bekommen will.
Auch mit dem Rollstuhl kam er sehr schnell, sehr gut klar. Schon in der Ausbildung hat er gelernt, neben dem Rollstuhl zu laufen und auch andere Servicehunde-Aufgaben, da der Ausbildungsverein Wert auf eine möglichst breite Ausbildung gelegt hat – was sich jetzt bewährt hat. Wir mussten also gewisse Dinge nur etwas auffrischen oder an meine Bedürfnisse anpassen. Natürlich gehört dazu, dass der Hund ruhig und sicher neben dem Rollstuhl läuft – eine Herausforderung, da die großen Reifen für manche etwas einschüchternd wirken können. Ebenso wichtig sind Aufgaben wie das Öffnen von Türen, das Aufheben von Gegenständen oder das Tragen von Leine oder Tasche neben dem Rollstuhl.
Man merkt auch, es hat sich wirklich extrem viel getan in den letzten zwei Jahren. Sehr, sehr viel Gutes und manches nicht so Gutes. Aber wir machen immer das Beste draus und leben unser Leben so, wie wir es für richtig halten und wie es für uns am besten funktioniert.
Ich freue mich auf die hoffentlich noch sehr lange Zeit mit Magic und was uns das Leben noch so bringen wird.




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